Diese neue Entwicklung, die man als die Sichtbarkeit des muslimischen Lebens in Deutschland bezeichnen kann, erzeugte nicht selten Verwirrung in der aktuell säkular und historisch christlich geprägten Gesellschaft und löste eine längst fällige Debatte aus. Im demokratischen und toleranten Europa steht der Moscheebau oft einer nichtinformierten und daher manchmal skeptischen und oft verunsicherten Gesellschaft gegenüber.
Die Gründe für die kontroversen Positionen sind vielfältig: Paradigmen und Vorstellungen, die aus der Historie herrühren, kulturelle Unterschiede, Furcht vor Überfremdung, Isolationstendenzen und fehlende Empathie, um nur einige der prägenden Faktoren zu nennen.
Aber auch innerhalb der muslimischen Gemeinden europäischer Städte gibt es Diskussionsbedarf, der oft an der Frage nach der richtigen Architektursprache für eine neue Moschee sichtbar wird: Traditionalisten und Modernisten wünschen sich unter Umständen ganz unterschiedlich gestaltete Moscheen. Die relativ jungen muslimischen Gemeinschaften in Deutschland, die aus der Immigration resultieren, befinden sich gerade in diesem architektonischen und baulichen Spannungsfeld: Übernahme der Tradition aus den Ursprungsländern oder Anlehnung und Anpassung an die Gegebenheiten im neuen Kontext.
Diese Ausstellung zeigt an exemplarisch ausgewählten Beispielen, dass in manchen Teilen Europas seit Jahrhunderten, z. T. seit über einem Jahrtausend, muslimische Gemeinden existieren. Bei manchen dieser tief verwurzelten Gemeinden haben sich die islamischen Sakralbauten in der Architektursprache dem städtebaulichen Gefüge angepasst. Bei anderen Gemeinschaften bestimmt der Stil aus den Ursprungsländern immer noch die Moscheebauarchitektur.
Die Initiatoren der Ausstellung sind der Ansicht, dass ein Moscheebauprojekt vor allem einer objektiven und konstruktiven Debatte aller Akteure bedarf. Sie muss zudem die bereits existierende innermuslimische Diskussion intensivieren und die Gesellschaft, die Politik und die Fachwelt involvieren.